„deangle“-Maske

Letztes Viertel des 19. Jhdt., Liberia oder Elfenbeinküste , Volk der Dan. Statuen

Weil sich die Verwendung und Bedeutung der Masken, nebst den geografisch schon immer vorhandenen Unterschieden, im Laufe der Zeit verändert haben, sind nachträgliche Aussagen über den damaligen Gebrauch mitunter schwierig.
 Am Erscheinungsbild einer Maskengestalt kann man erkennen, welchen Charakter sie besitzt, ob sie männlich-aggressiv agiert oder anmutig-weiblich Segen spendet. Die das Gesicht bedeckende Maske alleine lässt aber – ohne Hilfe der Attribute und Kostüme des Maskenträgers – eine genaue Zuordnung nicht immer zu.

Viel spricht dafür, dass es sich hier um eine tankagle („pantomimisch tanzende Maskengestalt“) handelt, welche bei Festen ihr Publikum durch abwechslungsreiches Tanzen, Singen oder das Aufführen kleiner Szenen unterhielt. Sie konnte sowohl mit Orchester und Sängern als auch einzeln mit einem Begleiter auftreten. Anderseits könnte es auch eine „deangle“ genannte Maske sein, die zum Beschneidungslager gehörte und Mittler zwischen Initiierten und dem Dorf war.

Diese Maskengestalten bewegten sich anmutig, scherzten mit den Frauen und baten sie, reichliches Essen ins Lager zu schicken. Typisch sind die sanften, weiblichen Züge sowie die spitz-ovale Gesichtsform, die zierliche Nase, der leicht geöffnete Schmollmund und die schmalen Augen.

Die Maskengestalten deangle, „lächelndes Gesicht einer schönen Frau“, werden hauptsächlich im Zusammenhang mit den Beschneidungslagern der Knaben verwendet. Sie treten ohne Musiker auf und sammeln im Dorf gekochte Nahrung für die Initiierten. Die stets aus Holz hergestellten Masken werden vor der Einberufung eines solchen Lagers bei Schnitzern in Auftrag gegeben und oft nur während ein bis zwei Jahren verwendet.

Ausstellung & Publikation

FREMDE GÖTTER – Faszination Afrika und Ozeanien (23.09.2016 – 09.01.2017), Leopold Museum, Wien

Provenienz

Ex Coll. Prof. Rudolf Leopold, Wien, bis 2011