„Mwana pwo“-Maske

'schönes Mädchen'

Erstes Drittel 20. Jh., Angola, Dem. Rep. Kongo, Sambia: Volk der Tschokwe, H: 21 cm

Eine stilistisch perfekte, alte Maske der Tschokwe vom Typ ‘Mwana pwo’, das ist das ‘schöne Mädchen’, das aus dem Jenseits zu den Menschen kommt. Früher verstand man darunter auch die mythisch ‘Ur-Mutter’, die ihre ‘Kinder’ besucht. Heute ist ‘Mwana pwo’ mehr eine Unterhaltungs-Maske, die von Tschokwe-Männern in engen Ganzkörper-Kostümen auf hohen Stelzen in den Dörfern getanzt wird. Die Schnitzer der Tschokwe sollen darin wetteifern, in ihren ‘Mwana pwo’-Masken ein schönes Mädchen aus ihrer Umgebung zu porträtieren – ohne dass es die bewunderte Frau bemerkt (daher ist ‘Mwana pwo’ die einzige echte Porträt- Maske Afrikas).

„pwo“, wörtlich übersetzt „Frau“, ist ein Maskentypus der Chokwe, „muskishi“ genannt, der eine weibliche Urahne verkörpert. Die Maske tritt bei Tänzen auf, in denen Schönheit, Moral und die besonderen Fähigkeiten der Frauen (sowohl natürliche, als auch übernatürliche) hervorgehoben werden sollen. Sie erscheint bei verschiedenen zeremoniellen Anlässen, wobei die „mukanda“-Initiation der jungen Männer das wichtigste Ereignis ist. Die Maske wird ausschließlich von Männern getanzt. Die Frauen begleiten die Tänzer um ihre Fähigkeiten herauszufordern und um sicher zu stellen, dass die Schritte und getanzten Aktionen sie auch gebührend ehren. Die Narbenmale unterhalb der Augen symbolisieren Tränen, „masoji“ genannt, die die Trauer der Mütter ausdrücken sollen, wenn ihre Jungen durch „mukanda“ zu Männern werden. Vorliegende, relativ kleine, schwarz gefärbte Maske aus hartem Holz ist in bestem Tschokwe-Stil geschnitzt: Die stammestypischen Narben-Tätowierungen an Wangen und Kinn, sowie das Stammes-Zeichen ‘Cingelyengelye’ (eine Art ‘Malteser-Kreuz’) auf der Stirn, sind in erhabenem Relief aus dem Holz herausgearbeitet. Der Mund ist offen, die zugefeilten Zähne sind geschnitzt. Oben eine angeschnitzte Frisur aus 3 Kämmen.

Provenienz

Ex Coll. Joseph Christianens jun., Brügge, Belgien, bis 2012